Schon zu Beginn schossen sich Experten, Kritiker und Konkurrenten auf Windows 8 und Microsoft ein. Für die Financial Times war das Release die schlechteste Einführung eines Massenproduktes seit 30 Jahren. Einige Technik-Journalisten sagten dem Betriebssystem einen New-Coke-Effekt voraus: 1985 war Coca Cola mit einer neuen Rezeptur auf ganzer Linie gescheitert – und so bezeichnet dieser Begriff seitdem das Scheitern von neuen Versionen eigentlich beliebter Produkte. Der Chef des Konkurrenten Apple, Tim Cook, schloss sich der medialen Kritik an.
Er bezeichnete Microsofts Versuch, Desktopund Mobile-Betriebssystem zu verschmelzen, als eine krude Kreuzung aus Toaster und Kühlschrank.

Entsprechend nahm dann auch das Unheil seinen Lauf: Windows 8 verschreckte Anfänger und verwirrte erfahrene Nutzer.
Der Marktanteil des neuen Betriebssystems lag nach den ersten sieben Monaten bei nicht einmal 4,3 Prozent. Zum Vergleich: Windows 7 hatte zum selben Zeitpunkt 12,7 Prozent der Computernutzer überzeugt.

In der zweitenHälfte des vergangenen Jahres stieg sogar der Marktanteil von Windows 7 stärker an als der von Windows 8. Zahlreiche PC-Besitzer bleiben also Windows 7 treu oder warten auf Besserung mit Windows 9.

Fast alle Kritikpunkte an Windows 8 beziehen sich auf die Usability, also die Nutzerfreundlichkeit. In einer Zeit, in der Usability über Erfolg oder Misserfolg von Apps und Websites entscheidet, hat Microsoft die
Nutzerfreundlichkeit seines Hauptprodukts an vielen Stellen massiv verschlechtert. Das Startmenü war verschwunden, die Leute kamen mit der Oberfläche, den Kacheln, nicht klar. Einstellungen versteckten sich hinter undurchschaubaren Schritten, umständliche Suchen trieben die Nutzer in den Wahnsinn. Viele weitere Funktionen wurden versteckt – so die Ausschaltfunktion in einer Leiste auf der rechten Bildschirmseite. Außerdem kann der Media Player ab Werk keine Film-DVDs abspielen, Apps sind schwer zu platzieren und zu schließen. Ein größeres Update zum Ausbessern der gröbsten Makel steht zwar im April 2014 an. Doch auch bisherige, kleinere Updates haben keine Wende gebracht.

Auch dem Explorer fehlte es an Übersicht. Beinahe komisch mutet es an, dass wichtige Funktionen wie die so beliebten Tabs fehlen und im Gegenzug der Bildschirm mit nutzlosen Funktionen zugestellt wird. Die Einführung
des Ribbons, einer Multifunktionsleiste im Win Explorer, kann allenfalls als mäßig geglückt bezeichnet werden.Im Moment ist also die Hemmschwelle, zu anderen Betriebssystemen zu wechseln, so niedrig wie noch nie.

Dank leistungsfähiger Tablets und Smartphones sind viele Nutzer ohnehin schon alternative Systeme gewöhnt.
Entsprechend werden die Betriebssysteme von Mac und Linux zu immer ernsthafteren Alternativen. Auch MS Office ist heutzutage nicht mehr notwendig. Online-Dienste wie Google Docs bieten plattformunabhängige Officelösungen an, kostenfreie Lösungen wie OpenOffice lassen zu Recht die Frage aufkommen, warum man noch Geld für derartige Software-Pakete ausgeben sollte. Bei der Software für Tablets und Smartphones hat Microsoft schon längst den Anschluss verloren: Googles Android und Apples iOS bestimmen den Markt – hinsichtlich einfacher Bedienung, Akkulaufzeit, Mobilität oder Kaufpreis kann Microsoft auch hier nicht mehr punkten.

Angesichts des Bruttogewinns von Microsoft kann man sicher noch nicht von einer Krise sprechen. Um jedoch dauerhaft erfolgreich zu sein, steht dem Unternehmen noch viel Arbeit ins Haus. Zwar verfügt Microsoft mit seinen verschiedenen Windows-Versionen immer noch über eine marktbeherrschende Stellung – doch schrumpfen nicht nur langsam die Anteile, auch werden immer weniger Desktop-PCs und immer mehr Tablets ohne Microsoft-Produkte verkauft. Schon andere legendäre Software-Schmieden haben derartige Marktveränderungen