Schreiner Zeitschrift Madera – Vergleichstest Lackaufbau: ein- oder mehrschichtig?

Haben die neuen einschichtig-ringfesten Buntlacke Produktvorteile gegenüber den klassisch mehrschichtigen? Immerhin bieten inzwischen viele Lackhersteller die einschichtigen an. Doch halten sie, was die Produzenten versprechen?

In den Produktbeschreibungen der Hersteller wird klar hervorgehoben, dass einschichtige Lacke „alle Eigenschaften eines konventionellen MDF-Lackaufbaus in einem Material vereinen“. Außerdem ist dort zu lesen, dass sie klare Vorteile in Bezug auf „kurze Trockenzeiten“, „optimale Ringfestigkeit“ sowie hohe Abrieb- und Kratzfestigkeit besitzen. Auf den ersten Blick alles sehr positive Eigenschaften, die sowohl ein wirtschaftlicheres
als auch umweltbewussteres Arbeiten versprechen.

Aber bringt die Anwendung einschichtiger Lacke wirklich nur Vorteile mit sich, oder ergeben sich auch Nachteile
gegenüber den herkömmlichen Lackaufbauten? Diesen Fragen wurde nun im Rahmen einer Projektarbeit an der staatlichen Fachschule für Holztechnik in Rosenheim nachgegangen. Unter dem Thema „Vergleichstests von einschichtig-ringfesten Buntlacken im Gegensatz zu Buntlacken mit Klarlacküberzug am konkreten Beispiel“ wurde anhand der Produkte zweier Hersteller sowohl einschichtigringfeste als auch mehrschichtige Lacke ausgiebig in den Eigenschaften Kratzfestigkeit, Stoßfestigkeit, Abriebfestigkeit, Ringfestigkeit Lackaufbau: ein- oder mehrschichtig?

Haben die neuen einschichtig-ringfesten Buntlacke Produktvorteile gegenüber den klassisch mehrschichtigen? Immerhin bieten inzwischen viele Lackhersteller die einschichtigen an. Doch halten sie, was die Produzenten versprechen?
und Pendeldämpfung miteinander verglichen. Um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit zu erzielen, wurde ein Großteil der Tests nach DIN- bzw. EN-Norm ausgewählt. Daneben mussten einige Prüfverfahren selbst entwickelt werden, um insbesondere das Verhalten der Lacke auf Ringfestigkeit und Stoßbeanspruchung zu überprüfen.

mal die einschichtigen, mal die mehrschichtigen Lacke, was noch einmal deutlich macht, wie wichtig die korrekte und individuelle Beratung des Kunden bei der Lackauswahl, gerade hinsichtlich des Einsatzbereiches, ist! Die Testergebnisse wurden deshalb nach ihrer Auswertung in Form einer Verkaufshilfe für den Handel kurz und prägnant zusammengefasst. Diese Verkaufshilfe soll es Fachverkäufern und Außendienstmitarbeitern ermöglichen, Kunden
noch sicherer und situationsgebunden in der Frage zu beraten, welcher der zur Auswahl stehenden Lacke für ihren Einsatzzweck der richtige ist.

Zuletzt soll das besondere Augenmerk noch auf den zweiten Prüfzyklus gerichtet werden, der in der Projektarbeit unter dem Punkt „Verbesserung der Lackeigenschaften bei vollständiger Durchtrocknung im Vergleich zur Trocknung über Nacht“ ausgewertet wurde.

Besonders hervorzuheben ist, dass der Vergleich der Produkte in zwei Prüfzyklen erfolgte: Der erste Prüfzyklus begann bereits wenige Stunden nach Fertigstellung der Oberfläche, um ein möglichst praxisnahes Ergebnis zu erzielen, der zweite Prüfzyklus wurde dann nach drei Wochen durchgeführt, um zusätzlich noch eine Aussage über die
Verbesserung der Lackeigenschaften bei vollständiger Aushärtung zu ermöglichen.

Nach Durchführung aller Testläufe und deren Auswertung ist festzustellen, dass die mehrschichtigen Buntlacke mit Klarlacküberzug im Gesamtdurchschnitt mit zehn Prozent Vorsprung vor den einschichtigen Lacken knapp „gewinnen“. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die einschichtigen Lacke nun als „Verlierer“ zu werten sind, sondern eröffnet gleichzeitig ein breites Spektrum von Anwendungsbereichen, in denen die einschichtig-ringfesten Buntlacke ohne Bedenken eingesetzt werden können.

Als nicht unwesentlich hat sich bei der Testauswertung die Unterscheidung der Lacke nach Elastizität und Härte herauskristallisiert. Je nach gewünschtem Einsatzbereich und Beanspruchung der Lackoberfläche, gab es in diesen zwei Punkten doch große Unterschiede zwischen den beiden Produkten, die eine Berücksichtigung dieses Faktors zwingend notwendig machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: DEN Lack, der für ALLE Anwendungen geeignet ist, gibt es NICHT. Die „Eier legende Woll-Milch-Sau“ wurde wieder einmal nicht erfunden. Je nach gewünschtem Einsatzbereich dominieren

Die Ergebnisse überraschen nicht, machen aber noch einmal deutlich, wie wichtig der behutsame Umgang mit „frisch“ lackierten Oberflächen gerade in den ersten Stunden und Tagen nach dem Lackieren ist. In dieser Zeit sind die Lackoberflächen extrem anfällig für Beschädigungen – ob beim Verpacken, beim Beladen oder auch bei der Montage.

Bei vollständiger Durchhärtung der Lacke verbessert sich die Widerstandsfähigkeit erheblich. Bei den jeweiligen Prüfverfahren lässt sich eine Verbesserung der entsprechenden Eigenschaften von 17 bis 80 Prozent feststellen! In der Praxis ist es aus Zeitgründen oft unumgänglich, dass die Werkstücke den Betrieb verlassen, bevor diese komplett ausgehärtet sind. Berücksichtigt man die deutlich verbesserten Testergebnisse nach vollständiger Durchtrocknung, so ist eine möglichst lange Trockenphase zu empfehlen, um nachträglich eigentlich unnötige und kostenintensive
Reklamationen zu verhindern.