Muss sich der Tischler oder Schreiner darüber Sorgen machen, dass seine Kunden Ihre Möbel demnächst selber drucken? Das sicher nicht. Der 3D-Drucker wird Tischlerarbeiten auch langfristig nicht ersetzen können. Doch er kann mittelfristig dem Endkunden oder dem Tischler dabei helfen, individuelle Produkte einfacher zu produzieren.

Zunächst der Reihe nach – wenden wir uns erst einmal der Technik zu. In einem 3D-Drucker geht es weitgehend ähnlich zu wie in einem 2D-Drucker. Die Funktionsweise eines 2D-Druckers dürfte den Computeranwendern zumindest oberflächlich bekannt sein: Bei einem Tintenstrahldrucker handelt es sich um einen 2D-Drucker. Bei diesen werden die zu druckenden Zeichen und Symbole aus kleinen Punkten auf das zweidimensionale Blatt Papier gedruckt. Die Anordnung der Punkte ergeben dann Buchstaben, Bilder oder Grafiken.

Beim 3D-Drucker kommt dann nur noch die dritte Dimension hinzu. Und das Druckmaterial ist keine Tinte sondern meist Kunststoff. Damit gehen ein paar zusätzliche Anforderungen an den Drucker einher. Bei einer der gängigsten Techniken wird der Kunststoff vor dem Auftragen erwärmt, damit er zu einem Kunststoffstrahl werden kann. Denn der feste Kunststoff fließt logischerweise nicht wie Tinte einfach nach – entsprechend ist eine angepasste und beheizte Zuführung nötig. Da das Druckmaterial in einzelnen Schichten, die bei manchen Druckern nur 0,05 mm dick sind, aufgetragen wird, muss der Drucker auch in der z-Achse beweglich sein. Beim Drucken im dreidimensionalen Raum muss zudem berücksichtigt werden, dass man aufgrund der Schwerkraft nicht „in die Luft“ drucken kann.

Nach all den Veröffentlichungen in der letzten Zeit könnte man meinen, dass die Technik des 3D-Druckes ganz neu ist. Doch dieser Eindruck täuscht. Die Technik des 3D-Druckes ist bereits seit über 20 Jahren bekannt und wird trotz sehr teurer Maschinen in der Industrie schon häufig eingesetzt. Für große Unternehmen ist dabei das schnelle,
kostengünstige Erstellen von Prototypen ein wichtiges Einsatzgebiet. Vor ein paar Jahren sind nun 3D-Druck-Patente ausgelaufen.

Dies ermöglichte einzelnen Personen und kleinen Firmen, sich mit dieser Technik zu befassen. Herausgekommen ist eine Vielzahl von 3D-Druckern zu auch für Kleinbetriebe oder Privatpersonen vertretbaren Preisen.

Die Qualität der Drucker ist dabei stetig verbessert worden. Waren die Erzeugnisse vor drei Jahren noch von bescheidener Qualität, können sie sich heute sehen lassen. Und so sind 3D-Drucker und deren Erzeugnisse inzwischen auch für Tischler oder Schreiner eine spannende und zuweilen nützliche Sache.Es stellt sich die Frage, inwieweit so ein Drucker in der Produktion eingesetzt werden kann. Bekanntlich haben die meisten Produkte, die ein Schreiner herstellt, größere Abmessungen als ein Würfel von höchstens 25 cm Kantenlänge. Doch größere Gegenstände kann ein handelsüblicher 3D-Drucker gar nicht produzieren. Außerdem verarbeiten Tischler bzw. Schreiner Holz und nicht Kunststoff.

Daneben gibt es noch die CNC-Maschinen, die Druckzeiten der neuen Geräte sind sehr lang und entsprechend für große Stückzahlen kaum geeignet. Viele Gründe, die erst einmal gegen den Einsatz eines 3D-Druckers im Tischlerbetrieb sprechen.

Doch befasst man sich ein wenig länger mit den Anwendungsmöglichkeiten, so ergibt sich ein neues Bild. Es geht um Ergänzungen des bisherigen Angebots. Um Angebote für die Kunden, die bisher nicht so einfach möglich waren.

 

Ein paar Beispiele:
l Der Druck von individuellen Griffe und Knöpfen, die kein Beschlaglieferant im Programm hat, werden möglich.
Familienwappen, Stempelsiegel oder Firmenlogos könnten angebracht werden. l Auch für Gegenstände der Ladeneinrichtung, wie Tresen oder Schränke, können nun komplizierte Logos im 3D-Druck gefertigt werden. l I ndividuelle Verbindungselemente für Messebauten, um komplexe Ideen von Designern zu realisieren, sind mit den neuen Druckern einfacher zu realisieren.

l Auch der nun kostengünstige Druck von Modelle eröffnet neue Möglichkeiten: Einzelanfertigungen von Möbeln und Einrichtungen lassen sich mit einem plastischen Eindruck erlebbarer machen.

Die Voraussetzungen hierfür haben Tischler bzw. Schreiner häufig schon auf Ihrem PC installiert. Sie können die zu druckenden Elemente mit CAD-Software wie z.B. Vectorworks wie gewohnt konstruieren. Mittels Export der Objekte in eine STL-Datei ist auch schon der größte Teil der Arbeit abgeschlossen. Nun senden Sie diese STL-Datei an einen Druckdienstleister, der Ihnen die Teile ausdruckt und zusendet. Oder sie gehen einen Schritt weiter, investieren in einen eigenen 3D-Drucker und drucken ihre Teile selber.

In den Anfängen des 3D-Drucks wurde nur Kunststoff verarbeitet. Doch mittlerweile gibt es eine Vielzahl weiterer Materialien, die man drucken kann. Neben Kunststoffen wie ABS, PLA oder Nylon lassen sich auch mit hier nicht erwähnten, speziellen Drucktechniken Materialien mit hohem Metall-, Sandsteinoder Keramikanteil „verdrucken“. Auch durchsichtige und elastische Materialien sind auf dem Markt verfügbar.

Für den Tischler bzw. Schreiner dürfte neben Kunststoff vor allem ein druckbares Material (man sagt dazu Filament) mit dem Namen Laywood interessant sein. Es besteht neben Kunststoff zu 40 Prozent aus Holzfasern. Objekte aus diesem Material haben ähnliche Eigenschaften wie normales Holz und lassen sich ggf. noch manuell mechanisch bearbeiten. Darüber hinaus lässt sich das Material mit kautschukbasiertem Kleber verkleben und die Oberfläche mit üblichen Lacken behandeln. Auf Wunsch lassen sich sogar Jahrringe durch unterschiedliche Drucktemperaturen
realisieren.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass der Einsatz dieser Technik im Tischler-/ Schreinerhandwerk erst am Anfang steht und man Erfahrungen selber sammeln muss. Bis jetzt wird das Thema in keinem Lehrplan des Holzhandwerks konkret behandelt. Doch ganz sicher gehört dem 3D-Druck als Ergänzung des bestehenden Tischlerhandwerks die Zukunft.

<Hannes Ellmeier>